Die lieblichen Berge von Umbrien erzählen die Geschichte des Lebens auf dem Land in einem Italien, welches von den sichtbaren Spuren der Zeit geprägt ist. Giotto hat diese Berge studiert, wohl auch skizziert und schliesslich in den Fresken der Kirche in Assisi gemalt. Sie dienten ihm als Kulisse, um das Leben des heiligen Franziskus aus Assisi darzustellen. Franz von Assisi hat den Vögeln gepredigt. Ganz naheliegend, dass er das gemacht hat, denn die Vögel sind hier in dieser Landschaft die prägenden Wildtiere. Der Himmel ist offen. Das Gezwitscher der sich im Gras und den Büschen sowie Bäumen versteckenden Vögle wird durch ein fröhliches Geplapper einer mir unbekannten Vogelart bereichert. Wie auch immer dieser Plappervogel heisst, mittelgross und unaffällig ist er. In einem braunen Federkleid.
Die Landschaft zeichnerisch erfassen kann ich mit tanzenden Linien. Manchmal sind diese quirlig, manchmal führen sie ruhig in den Raum hinein. Bäume sehen aus wie Wesen. Sie bilden Motive wie es einzelne Tonfolgen auf den Notenlinien tun. Die Motive wiederholen sich, kehren sich um, werden nur teilweise angespielt, variiert um dann schliesslich zur vollen Form ausgespielt zu werden. Wegränder bilden Schattenlinien. Alleen oder einfach nur einzelne Bäume säumen die Pfade, welche sich weich in die hüglige Landschaft gelegt haben und sie zeigen die Form der weichen Hügel. Mit einem Parallel-Stift und etwas Tinte, die mir leider bald aus ging, und ich darum mit Espresso pantschen musste, habe ich die Linien auf das Papier gebraucht. Die motivliche Beschränkung zeigte alsbald ihre Stärke. Es stehen da nur Bäume und Gräser mit Wegen und ganz wenigen Gebäuden. Trotzdem ist der visuelle Reichtum beeindruckend. Ich habe versucht aus der Landschaft – durchaus von der Musik eines Piano Forte inspiriert – diese Motive einzufangen. Manchmal sind die Formen der Bäume und Gräser, Sträucher und Wege nur leicht angetönt, dann wieder formulieren sie sich aus. Bis die einzelnen sich frei bewegenden Linien dann zu bildhaften Bäumen und Wegen werden. Es war eine unglaublich ruhige Erfahrung, nur diesen Linien zu folgen wie man einer partitur folgt: Ton um ton und alles kommt am Ende zu einem Grossen zusammen. Ganz still hat sich das Weiss des Papiers mit den Linien verschränkt. Die entstandenen Eindrücke in Umbrien zeige ich hier. Und ich wünsche mir, dass die tanzenden Striche in den sanften Hügeln von Assisi, ihre Wirkung tun. Nomen est omen: Fontevena heisst der entzückende Ort unweit von Assisi. Fonte heisst zu Deutsch Brunnen. Mit dem Begriff la vena beschreibt der Kunsthistoriker im Bild die (gute) Stimmung.

Es könnte sein, dass hier in Fontevena der Brunnen oder gar die Quelle der Stimmung liegt?

Giotto die Bondone | 28 Szenen aus dem leben des Heiligen Franziskus
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