Visualisieren heisst mit bildnerischen Mitteln etwas darstellen. Meist geht es darum, dass abstrakte Sachverhalte so in einen visuellen Zusammenhang gebracht werden, dass neue Zusammenhänge im gewünschten visuellen Kontext erfasst werden können.
Dem ersten Schritt, dem Notieren des Gedankens in einer Skizze, kommt die wichtigste Rolle zu.
Gedanken sind flüchtig, die Ideen sind noch unterschiedlich und formlos. Dem Skizzieren fällt die anspruchsvolle Aufgabe zu, die Gedanken zu präzisieren. Die Frage lautet: „Wo ziehe ich den Strich? Und warum ziehe ich ihn genau hier?“
Unternehmen entwickeln „Visions“. Sie planen Strategien und die damit verbundene längerfristige Ausrichtung für die Unternehmenstätigkeit. Dabei versuchen sie ihre Produkte und Dienstleistungen optimal im Marktumfeld zu positionieren. Doch mit welchen Fragen beginnt man eigentlich die Suche nach inhaltlichen Auseinandersetzungen für neue Ideen und deren Visualisierung?
Wie werden Visionen gesucht?
Um Visionen zu entwickeln muss das Denken von den „Mitdenkern“ divergieren, um anschliessend wieder zu konvergieren. „Visions“ verlassen immer die bekannten „Trampelpfade“. Ausscheren ist „Programm“. Dies aber nur zum Zweck, um am Ende zurückzufinden in die Erfahrungswelt der anderen und des Publikums. Das ist der wichtigste Teil einer Vision.
Über die Ränder hinaus gedacht
Damit eine Vision eine Anbindung an das Reale hat, muss sie aus dem Realen heraus entstehen aber dann noch einen weiteren Schritt in neu gedachte Welten machen.
Wie denkt man über die „Ränder“ hinaus?
Um dies zu verstehen muss man verstehen, wie der komplexe Prozess des Sehens stattfindet.
Daher ein kleiner Exkurs in die Neurologie: Licht gelangt auf die Netzhaut. Dadurch werden Nervenzellen aktiviert, welche den Impuls an das Hirn weiterleiten. Die Neuronen leiten dabei die Impulse teilweise übers Kreuz, so dass die rechte Seite eines jeden Auges in der linken Hirnhälfte repräsentiert wird, und die linke Seite eines jeden Auges in der rechten Hirnhälfte. Via Thalamus gelangt die Information dann weiter an den primären visuellen Cortex. Im primären visuellen Cortext bleibt das „fotografische“ Bild erhalten. Bisher wurde noch nichts erkannt. Erst jetzt wird die empfangene Information aufgeschlüsselt in Form, Farbe und Bewegung und die Merkmale an verschiedene Hirnregionen die dafür zuständig sind weitergeleitet.
Was wir schliesslich erkennen hängt also von diesen Hirnregionen ab. Ob diese Regionen bereits über ähnliche Reize verfügen entscheidet, ob ein neurologischer Austausch zwischen den Regionen stattfindet.
Oder einfacher gesagt: Hat das Hirn bereits ein Bild in seinem Gedächtnis, welches mit dem Bild das wahrgenommen werden soll in einen Zusammenhang gestellt werden kann, so kommt dem wahrzunehmenden Bild eine grössere Aufmerksamkeit zu, als wenn das Ergebnis resonanzlos ist. Was der Mensch schon gesehen hat, das sieht er leichter ein weiteres mal und es ist ihm vertrauter.
Das Hirn greift beim ersten Erkennen auf bereits vorhandene visuelle Eindrücke zurück. Das Sehzentrum wird nach ähnlichen Bildern durchsucht. Gibt es ein bekanntes Bild oder gar Muster, so wird dieses mit dem ersten Sinneseindruck in Verbindung gebracht. Wir sehen also, was wir schon kennen oder mindestens, was uns vertraut vorkommt.
Wollen wir eine Visualisierung entwickeln, so müssen wir nach Bildern suchen, die wir anklingen lassen können. Nur zu gerne ist der Betrachter bereit Neues in Bekanntes einzubinden und aufzunehmen.
Beispiel: Entwicklung eines Merchandising-Produkts
Dafür wähle ich einige bekannte Dinge aus, die für den Auftraggeber stehen: ein Kapuzenshirt, eine Skibrille und die Sonne. In Graubünden spielen diese drei Dinge eine wichtige Rolle, da sie zur Grundausrüstung eines jeden Snowboarders gehören.
Das Neue entsteht durch die Kombination solcher Dinge. Das Kapuzenshirt ist seit mehreren hundert Jahren vertraut. Man brauchte es ursprünglich bei der Heuernte als Sonnenschutz und gegen das Pieken der Grashalme, während man die Heuballen trug. Die Verwendung der Skibrille ist ebenfalls hinlänglich bekannt, wird nun aber neu kombiniert und in den gewünschten aktuellen Kontext gestellt.
Das Kapuzenshirt trägt die Skibrille nun an bester, sonnenexponierter Stelle. Neue transparente High-Tech Folien sind auf dem Markt verfügbar, so dass in der Kombination mit dem Skibrillen-Glas ein neuer Anwendungszweck geschaffen werden könnte. Das Skibrillenglas soll nun meinen Handy-Akku laden (Wearable Technologies) und entsprechenden Nutzen und Mehrwert schaffen.
Das Altbekannte bekommt damit eine neue Dimension. Gezeigt wird das Ganze aber im bekanntem und vertrauten Umfeld.
Dieser Beitrag entstand als kurze Einführung im Rahmen eines „Visualisierungs Workshop“ für Marketing Fachleute der Graubündner Kantonalbank, Chur. Nachfolgend ein paar Impressionen aus den „Sketch&Draw Books“ der Teilnehmerinnen & Teilnehmer. Ich danke allen Beteiligten für ihr Engagement und die interessanten Gespräche.
Lass die Linien flattern …
Siehe auch:
„Sketch&Draw Tutorial“ – Weiter …
„Sketch&Draw für Rapid Prototypeing?“ – Weiter …