Kleiner Selbstversuch: Erwartungsvoll und ziemlich neugierig war ich seit Apples Produkte-Ankündigung. „Wie wird sich Sketching mit dem neuen Apple Pencil for iPad Pro wohl anfühlen?“ Jetzt hat das Warten ein Ende und ich bin mit 5,6 Millionen Pixeln und dem höchstauflösenden Retina Display aller iOS Geräte unterwegs – mit digitalem Block & Bleistift, dem Power des neuen A9X-Chip und der „most advanced painting app ever designed for a mobile device“ Procreate.
Als langjährige „Wacom-Anwenderin“ war für mich die Druckstufen-Empfindlichkeit der Stiftspitze schon immer das entscheidende Kriterium für digitales Zeichen. Meine Wacom-Stifte waren diesbezüglich bisher sicher eine gute Option. Die Empfindlichkeit des neuen „Apple Pencil for iPad Pro“ bringt nun aber das vom traditionellen Zeichnen auf Papier vertraute (und lange vermisste) interaktive Gefühl und den Speed analoger Zeichenstifte zurück: „in response, dynamically boosts its scan rate to 240 times per second (twice the speed it scans for your finger) to minimize latency. Tilt Pencil and shade just like you would on paper.“.
Ich bin begeistert! Das natürliche Zeichnen auf dem iPad Pro wird nun tatsächlich möglich und eröffnet mit „Procreate“ oder anderen leistungsstarken Drawing-Apps eine neue Ära des digitalen Zeichnens in nahezu klassischer Form.
Ciao Wacom – ciao Photoshop
Der erste Strich auf dem Glas fühlte sich zunächst etwas „rutschig“ an. Der zweite Strich floss schon besser und mit jedem weiteren Strich wurde immer deutlicher, dass der Wacom Cintiq Companion nun eine harte Konkurrenz bekommen hat.
Die App Procreate lässt mich ruckelfrei und fliessend arbeiten. Keine Verzögerungen, der Strichverlauf folgt dem Stift perfekt. Schnell habe ich mich an die hohe Auflösung von 16384 x 4096 Pixel gewöhnt. Nicht 4K sind hier Standard; es sind 16K! Viel Kapazität die der iPad Pro mit Procreate hier zu Verfügung stellt.
Die präzisen Striche und die Strickdicke sitzen und die Malpinsel „flutschen“. WOW – auch die anspruchsvolle Photoshop Malerin jubelt!
Ja, ich kann nur sagen, dass dies das smarte Zeichentablet ist, auf welches wir Illustratoren gewartet haben.
Der einfachste Bleistiftstrich fühlt sich wirklich an wie ein Bleistiftstrich. Meine bisherigen Wünsche bezüglich Präzision haben sich nun erledigt. Der Apple Pencil lässt sich aufsetzen, wie jeder Bleistift. Er lässt sich ziehen wie ein Bleistift und die Strichdicke lässt sich steuern wie bei einem klassischen Bleistift. Sehen Sie selbst:
Hier einige originale Bildausschnitte des Bleistiftstrichs in Originalauflösung. Je flacher der Pencil gehalten wird, umso breiter wird der Strich. Diese drei Skizzen habe ich mit einem „Brush“ mit dem Namen „technical Pencil“ gezeichnet. Die Varianten entstanden durch angepasstes drücken und neigen des Pencils.
Der Strich wurde gezogen, während der Pencil zur iPad Pro Oberfläche gleichzeitig um ca. 60 Grad geneigt wurde. Dadurch wird die Strichstärke fein und diese kann sehr differenziert variiert werden.
Wenn man den Pencil flacher hält, so wird der Strich breiter, genau so wie uns das vom normalen Bleistift vertraut ist. Ein sehr natürliches Verhalten, als arbeite man mit einem klassischen Bleistift.
Der Pencil kann auch ganz flach auf die iPad Glasplatte gesetzt werden. Dadurch lässt sich der Strich schön breit aufziehen. Je nach Druck wird der Strichverlauf dunkler oder heller. Sehr praktisch ist das um Linien zu betonen, aber auch um Flächen zusammen zu ziehen.
Der „trockene Pinsel“ ist perfekt
Hier folgt eine Pinselzeichnung mit dem „trockenen Pinsel“, welche zeigt, wie die Linie sehr realitätsnah gestaltet werden kann. Wenig Druck gleich wenig Farbe. Mehr Druck gleich breiterer Pinsel. Bei lang gezogenen Strichen geht die Farbe aus, wie beim analogen Zeichnen. Die schon aufgetragene Farbe kann aber zusätzlich (wie bei Ölfarbe üblich) noch verwischt werden.
Auge in Auge mit dem Pencil
Klicken Sie auf das Auge um die 1:1 Auflösung des Details aus dem Video zu sehen. Jeder Strich kann wie gewünscht präzise gezogen werden.
Hier ist ein weiteres Video eines 15 Minuten Sketches in Farbe.
Für mich ist klar, welcher digitale Zeichenstift und welches Tablet nun die Nase vorn hat … tatsächlich „kreativer und produktiver – und das in einem ganz neuen Massstab“, das Ensemble iPad Pro, Procreate und der neue Pencil.