Mit dieser Serie von zeichnerischen Interventionen in Kupferdrucke bin ich der Frage nachgegangen, wie die Passarelle aus dem SKY aussehen könnte. Wenn wir Menschen sterben, dann gehen wir vom Diesseits ins Jenseits. Aber wie geht das eigentlich? Wie sieht der Weg aus? Kann ich mir den Weg aus dem Diesseits vorstellen? Kann ich den Weg skizzieren?
Diese Frage hat mich anlässlich der Ausstellung in der Graphischen Sammlung an der ETH Zürich beschäftig: Della Grafica Veneziana, Das Zeitalter Anton Maria Zanettis (1680-1767). Eine Serie von etwas mehr als einem Dutzend Bilder von Antonio Canal aka Canaletteo, VEDUTE: Altre prese da i Luoghi altre ideate, bildet den Auftakt zur eigentlichen Ausstellung über Zanetti. Canaletto ist der grosse Meister der akribischen Stadtbilder, nach deren Vorbilder ganze Städte später weider rekonstruiert wurden. Immer standen die Stadtdarstellungen im Vordergrund – meine Aufmerksamkeit gilt diesmal dem Himmel. Denn etwas verbindet alle diese Kupferstiche: die wunderbaren Himmel, die, wie es für die venezianische Malerei typisch ist, auch in den Radierungen die Zartheit des „sfumato“ haben.
Am zarten Sfumato erkennst du das Venezianische Bild. Nichts ist so fein wie das spiegelnde Licht im leichten Dunst, der immer über der Lagunenstadt liegt. Und genau diesem Zauber ist die Faszination der Stadt zuzuschreiben. Carmine Bruno
In den Kupferdrucken von Canaletteo habe ich beobachtet, die der Kupferstecher mittels der Linien, die er ziehen muss, um den weichen Tonwert für den Himmel zu bekommen, eine Fläche darstellt. Die Parallelen ziehen sich unaufgeregt über die Flächen. Sie beginnen sich an den Rändern, da wo das Himmelblau auf ein Wolkenweiss stösst oder an einer Baumkrone, an einer Kirchenspitze feilt zu zucken. Doch diese Orte, wo die Linie sich beginnt zu bewegen, liegen immer weit vom Betrachter entfernt. Gerne möchte ich aber diesen Orten näher kommen, denn Sie könnten Aufschluss geben in der Frage der Darstellung des Weges ins Jenseits.
Mit feinen zeichnerischen Interventionen habe ich diese ort, so wie ich mir sie vorstelle in die Bilddetails hinein skizziert: perspektivisch und perspektivenlos oder gar in der „Umkehrperspektive“, so wie die Perspektive in den Mosaiken der Basilika Sant’Apollinare Nuovo der Nachbarstadt Ravenna angewendet wurde.
Eigentlich ist die Darstellung des Himmels im Kupferstich ein Paradox. Mit einer schwarzen Linie wird eine blaue Fläche dargestellt, die eigentlich ein Raum ist. Ich kann mich auch dem Ort nicht nähern, wo das Blau des Himmels – oder die darstellende Linie dieses Blaus ist. Naturgemäss liegt dieser Ort ja in der Ferne.